Canada 2006

Reisebreicht Canada 2006

Die Ferien 2005 in Kanada haben noch mehr Neugier auf dieses weite Land geweckt. Denn es zog mich mit Nöbi schon wieder in das zweitgrösste Land der Welt. Diesmal ist der Osten von Kanada von uns erkundet worden. Doch der Hauptgrund war, dass wir Eisbergtauchen wollten! Nach unseren Nachforschungen wäre dies an den Künsten von Neufundland möglich. Doch neben dem Besuch dieser wilden Insel, machten wir auch Halt in interessanten Ortschaften in Nova Scotia. Reiseablauf

Der Plan für diese Reise haben wir grob abgesteckt. Da wir nicht so genau wussten, wie schnell wir die grossen Distanzen bewältigen könnten. Wir wollten uns auch nicht stressen und je nach Lust, Laune und Wetter, das Programm umgestalten können. So haben wir folgende Route absolviert.

03. Juni Abflug mit Swiss nach Montreal
04. Juni Checktauchgang in Brockville
05. Juni Abfahrt von Alfred nach North Sydney (1500 km)
06. Juni Unplanmässiger Aufenthalt bei Easy Dive Canada
07. Juni 23:30 Abfahrt Fähre nach Port aux Basques
08. Juni Weiterfahrt nach St. John's (900 km)
09. Juni Tauchen bei Ocean Queast und Neufundland geniessen
12. Juni Gemütliche Rückfahrt
13. Juni 16:45 Abfahrt Fähre nach North Sydney
14. Juni Tauchen bei Easy Divers Canada in Cape Breton
15. Juni Ankunft in Lunenburg
16. Juni Lunenburg besichtigen und Tauchen
19. Juni Rückfahrt nach Alfred
20. Juni Ankunft in Brockville, Tauchen bei Sea N' Sky Scuba
01. Juli Rückflug mit Swiss nach Kloten
02. Juli Ankunft in Kloten



Der lange Weg bis Neufundland

Der Hauptgrund des langen Wegs nach Neufundland war die Tatsache, dass an der Nordküste von Neufundland im Frühsommer Eisberge angetrieben werden. Wir wollten gerne mal einen solchen grossen Eiswürfel von der Nähe sehen und ihn betauchen. Da diese Kerle nicht unbedingt an gut zugänglichen Küsten vorbei treiben, ist Neufundland eine der wenigen Orte, wo dies möglich ist.

Ocean Quest Adventure bietet diese spezielle Art des Tauchens an. Schon beim E-Mailkontakt, den wir vor der Abreise mit Steve Moore (Program & Expedition Manager) hatten, betonte er, dass er nicht garantieren könne, ob es Eisberge hat oder nicht. Na gut dachten wir, das Risiko gehen wir ein.

Als wir dann von Alfred , wo wir die ersten zwei Tage bei der Familie Suter verbracht hatten, losfuhren, ging es 2500 km immer dem Transcanadian Highway Richtung Osten nach. Wir durchquerten New Brunswick, wo wir auch in eine neue Zeitzone kamen. Da wir die Strecke bis North Sydney in zwei Tagen schafften, machten wir einen nichtgeplanten Halt bei Easy Dive Canada. Dieser Tauchshop und Cottages liegt in mitten von Cape Breton. Nach einem Tauchgang ging es weiter zum Fährenterminal in North Sydney. Als wir um 22:00 Uhr auf die Fähre warteten, bliess ein kalter Wind von Norden dicker Nebel in die Bucht. Soll das ein Vorgeschmack auf das Wetter in Neufundland sein? Pünktlich um 23:30 Uhr legten wir ab und sechs Stunden später erreichten wir Port aux Basques. Als wir die letzten 900 km unter die Räder nahmen, ging die Sonne an einem klaren Himmel auf. In den neun Stunden Fahrzeit blieb uns genug Zeit unsere Uhren eine Halbestunde vorzustellen, da Neufundland eine eigene Zeitzone hat. Im späteren Nachmittag hatten wir unser Ziel erreicht!


Conseption Bay South

Bei der Ocean Quest Adventure fanden wir ein schönes Gästehaus mit mehreren Doppelzimmern und einem super tollen Gemeinschaftsraum mit einer grossen Küche. Neben einer gemütlichen Sofaecke mit einem Kamin gibt es einen Beamer, PC mit Internetzugang und eine Bibilothek, die man frei benützen kann. Gleich nebenan ist der Tauchshop mit der Füllstation. Das ganze liegt auf einem kleinen Hügel wo man einen grandiosen Ausblick über die Conseption Bay hat.

Leider musste uns Steve enttäuschen! Es war kein Eisberg in Sicht. Eine Bucht weiter hätte es einen, doch das hätte geheissen drei Stunden mit dem ausgewasserten Zodiac auf dem Anhänger zur nächsten Bucht fahren. Von dort aus wäre es ca. eine 45 minütige Fahrt zum Eisberg gewesen. Das ganze hätte unsere Ferienkasse extrem gesprengt! Und wenn wir noch pech gehabt hätten, wäre der Eisberg zu gefährlich gewesen, um unter ihm tauchen zu können.

So blieben uns die "normalen" Tauchplätze die wir erkunden konnten. Doch die sind auch ganz interessant. Am Freitag machten wir zwei Tauchgänge vom Land aus. Wir wurden von Steve gut instruiert wo die Tauchplätze liegen und auch mit den nötigen Karten und Beschreibungen eingedeckt.

Der erste Platz liegt in der Nähe der Ortschaft Dildo. Diese liegt an der südlichen Spitze der Thrinidy Bay. Von dieser Bucht aus wurde früher sehr stark Walfang betrieben bevor dieser verboten wurde. Der Tauchplatz liegt genau an solch einem ehemaligen Walverarbeitungsplatz. Dort ist heute noch ein Peer mit einer Fischfabrik. Das Spezielle an diesem Platz sind die grossen Walknochen, die auf dem Grund verstreut herum liegen. Daher auch der Name Whalebons für diesen Tauchplatz. Neben den Knochen liegt auch anderer Müll aus alten Tagen herum. Doch trotz diesem findet man viel Leben an diesem Ort. Es tummeln sich Flundern, Krabben und verschiedene Drachenköpfe herum.

Der zweite Tauchgagn an diesem Tag machten wir an der Conseption Bay in Conseption Harbour. Bei der Fahrt dort hin mussten wir feststellen, dass die Karte in unserem GPS nicht mehr aktuell war. Als wir von dem Highway abfuhren, kamen wir auf eine Schotterpiste die immer mehr Schlaglöcher bekam und enger wurde. Als wir dann mit dem Unterboden unseres Jeeps an einem Stein tuschierten, kehrten wir wieder um. Mit einem kleinen Umweg fanden wird dann endlich den Tauchplatz.

Der Tauchplatz heisst Whalers wo man drei alte Walfängerschiffe betauchen kann. Eines ragt aus dem Wasser und ist schon von weitem zu sehen. Die anderen Beiden liegen auf ca 8 - 10 Meter Tiefe. Um die Wracks herum hat es Kelp welches zum Teil auch die Wracks selber bedecken.

An den Abenden machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant wo wir unseren Hunger stillen konnten. Am Abend bei unserer Ankunft landeten wir in einem chinesischen Restaurant. Das Essen war gut und reichlich und im Vergleich zur Schweiz sehr billig.
Am zweiten Abend hatten wir Pech! Wir wollten Fisch essen und landeten in einem Takeaway, was wir aber erst beim Betreten des Lokals bemerkten.
Darauf hin fragten wir am nächsten Tag beim Tauchshop, wo man gut essen könne? Vielleicht sogar mal einen Hummer probieren! Da schüttelte der Verkäufer nur den Kopf und meinte, es gebe einen Mc Donalds und einen Jungel Jim! Doch er fragte noch beim Chef Rick nach. Er meinte in St. Johns gebe es schon solche Restaurants aber die seien auch teuer. Er schlug uns vor in der Ocean Quest Loge zu essen. Wir gingen mit ihm die Hummer, Steacks und was wir sonst noch brauchten einkaufen. Am Abend hatten wir ein schönes BBQ mit den anderen Gästen, Rick und seiner Frau Debbie. Dies war ein schöner und lustiger Abend, auch wenn Nöbi und ich nur einen Bruchteil von dem verstanden, was gesprochen wurde.


Bell Island Wracks

Am Samstag und Sonntag betauchten wir drei von den Bell Island Wracks. Diese Eisenerzfrachter wurden im zweiten Weltkrieg von deutschen U-Booten versenkt. Die über hundert Meter langen Schiffe liegen aufrecht auf dem Grund und können problemlos betaucht werden.

Kurz zur Geschichte der vier Bell Island Wracks.

05. September 1942
Am Vorabend im Schutz der Dunkelheit lief die U-513 in die Conception Bay ein und wartete auf einen guten Zeitpunkt um die voranker liegenden Frachter zu versenken. Um 11:07 Uhr gab Kommandant Rolf Rüggeberg den Feurbefehl für die ersten zwei Torpedos. In der Aufregung ihres allerersten Angriffes, vergass der Torpedomatrose den Batterieschalter vom Torpedo umzulegen und der Torpedo sank zu Boden. Innerhalb kürzester Zeit war die nächste Salve bereit und versenkte die SS Saganaga innerhalb 30 Sekunden. Von den 47 Besatzungsmitgliedern blieben 29 vermisst. Kurz darauf waren erneut zwei Torpedos im Wasser. Diese versenkten die SS Lord Strathcona. Durch das vorherige Versenken der Saganaga konnten sich alle Besatzungsmitglieder der Lord Strathcona in Sicherheit begeben, als ihr Schiff torpediert wurde.

02. November 1942
Nach knapp zwei Monaten ereignete sich ein zweiter Angriff eines deutschen U-Bootes in der Conseption Bay. U-518 setzte zuvor ein Spion in N ähe New Carlisle, Quebec ab. Danach steurte Kommandant Friedrich Wissmann auf die Conseption Bay zu. Der erste Torpedo galt der SS Rosecastle, doch dieser schoss unter dem Rumpf des Schiffes vorbei und explodierte im Scotia Pier. Dies war der einzige Landangriff der Deutschen in Nordamerika im zweiten Weltkrieg. Doch schnell war eine zweite Ladung von Torpedos im Wasser und versenkte die SS Rosecastel. Bei diesem Angriff verloren 28 Mann ihr Leben. Schnell nahm Wissmann einen zweiten Frachter ins Visier und feuerte zwei Torpedos Richtung PLM 27. Dieser französische Frachter sank mit 7 Matrosen auf den Grund.

PLM 27 war das erste Wrack das wir betauchten. Das Deck des Frachters liegt auf ca. 20 Metern und die Schiffsschraube ist auf 30 Metern. Die PLM 27 ist das einzige Bell Island Wrack das noch die Schiffsschraube hat. Von den anderen drei Schiffen war die Schraube aus Bronze und wurde kurz nach dem Sinken geborgen. Die von der PLM 27 ist aus Stahl und daher nicht so wertvoll. Die stark zerstörten Aufbauten verdanken ihren Zustand nicht dem Angriff des U-Bootes, sondern durch die Kollision der Eisberge mit dem Wrack. Da 7/8 vom Eisberg unter der Wasseroberfläche liegen, reichen einige Eisberge ohne Problem bis auf 20 Meter Tiefe. Ansonsten ist das Wrack gut erhalten und sehr schön mit Anemonen bewachsen.

Die SS Saganaga erkundeten wir als zweites. Das ganze Schiff ist gut erhalten und sehr stark mit Anemonen überwuchert. Auf dem Deck liegt der tonnenschwere Anker, der durch die Wucht des schnellen Sinkens dorthin geschleudert wurde. Am Bug ist noch die Bordkanone und die passende Munition zu sehen. Das Deck liegt auf ca. 23 Metern und ist gefahrlos zu betauchen.
Die SS Rosecastel betauchten wir am Sonntag. Die Sicht war so gut, dass wir die Umrisse schon von drei Metern aus sehen konnten. Wir tauchten an der Leine entlang auf 25 Meter Tiefe. Dieses Wrack ist am stärksten überwachsen und auch noch sehr gut erhalten.


Lunenburg

Unsere Ankunft in Lunenburg war nicht vom Wetterglück gesegnet. Es regnete und stürmte stark. Ein Wirbelsturmausläufer zog vorbei und bescherte uns dieses grauslige Wetter. Doch am anderen Tag war alles vorbei und die Sonne schien vom blauen Himmel.

Lunenburg ist ein verträumtes Fischerdörfchen. Durch diesen speziellen Charm wurde es auch zu einem UNESCO-Welterbe ernannt. Das Dorfbild ist vorallem durch die farbigen Häuser geprägt. Das Fisheries Museum of Atlantic bietet einen Einblick in die Geschichte des Fischfangs in dieser Gegend. Die Ausstellung beeindruckt vorallem durch die vielen alten Exponate und die Schiffe, die am Peer zur Besichtigung festgemacht sind. Das Museum ist in einer alten Fischfabrik untergebracht. Wenn man Glück hat, kann man auch ein echtes grosses, seetüchtiges Segelschiff sehen.

In der Nähe ist auch der Leuchtturm von Peggy's Cove. Dies ist der berühmteste Leuchturm in Kanada, da er der einzige ist, der ein Postamt hat. Daher gibt es viele Briefmarkensammler, die eine Marke mit dem Poststempel von Peggy's Cove Leuchtturm haben wollen. In der Schweiz ist er vorallem durch den Swissair Absturz der SR111 bekannt geworden.

Natürlich sind wir auch wegen dem Tauchen nach Lunenburg gekommen. In der Bucht von Lunenburg wurde die HMCS Saguenay 1994 versenkt. Dieser ausgemusterte kanadische Zerstörer wurde als künstliches Riff und als Tauchattraktion versenkt. Wir konnten mit einer Gruppe Kanadier den ersten Tauchgang der Saison machen.


Brockville - St. Lorenzstrom

Der letzte Teil unseres Urlaubs verbrachten wir in Brockville. Dort tauchten wir mit Sea N'Sky, welches wir schon aus unseren letztjährigen Ferien kennen. Edi und Kevin boten uns sehr schöne Tauchgänge im St. Lorenzstrom. Die Wracks hier sind zwar kleiner als die von Bell Island und Lunenburg, doch sind sie zum Teil viel älter. Auf dem Programm waren die Wracks, die gerade vor Brockville liegen und solche die weiter Stromaufwärts zu betauchen sind.

Das Warzeichen von Brockville ist die Lillie Parsons. Dies ist ein Schoner der am 5. August 1877 gesunken ist. Kopfüber liegt der Rumpf auf dem Grund. Hinten im Heck kann man ins innere des Rumpfes tauchen. Auf dem Grund im inneren und ums Wrack herum liegt Steinkohle. Diese schwarzen Brocken verschlingen das Licht unserer Tauchlampen und so ist es im Rumpf sehr düster.

Bei anderen Wracks um Brockwill ist jedes für sich speziell. Die Robert Gaskin liegt aufrecht auf dem Grund. Der hölzerne Rumpf ist gut zugänglich und kann im Strömungsschatten betaucht werden.
Die Muscallong war ein Dampfschiff, das am 15. August 1936 explodierte und sank. Die eine Hälfte des Rumpfs liegt verstreut auf dem Grund und der andere ist noch einigermassen gut erhalten. Inmitten dieser Trümmer ist noch die Dampfmaschine mit dem Boiler zu bestaunen.

Die Henry C. Daryaw liegt etwas stromaufwärts von Brockville aus. Der stählerne Rumpf liegt kopfüber in einem kleinen Kanal mit dem Bug zur Strömung. Beim Abtauchen fürt die Leine direkt zu den zwei Schiffsschrauben und zum Ruder. Von dort aus kann man an der gespannten Leine nach unter den Rumpf zu den Ladeöffnungen gelangen.
Zwei Wracks die weiter flussaufwärs liegen sind die Kingshorn und die Keystorm. Beide werden von Rockport aus angefahren. Die Kingshorn liegt noch auf der kanadischen Seite vom Fluss. Der Holzrumpf ist noch gut erhalten. Ladeöffnungen ermöglichen das Betauchen des Rumpfinnern.

Die Keystorm liegt auf der amerikanischen Seite und bevor man dieses Wrack betauchen kann, muss man die amerikanischen Zollformalitäten über sich ergehen lassen. Doch es lohnt sich um diesen Frachter betauchen zu können. Er ist im Vergleich zu den anderen Wracks gross und ist ein schönes Wrack. Der tiefste Punkt ist die Schiffsschraube, die noch zur H älfte aus dem Schlamm hinaus schaut.

Ein Reisebericht von Markus Inglin


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